Jede Gärtnerin und jeder Gärtner weiß instinktiv, dass der Garten eine wohltuende Wirkung haben kann. Oft wird darüber berichtet, dass ein langer Spaziergang in der Natur helfen kann, Schmerzen zu lindern, Probleme zu lösen oder Aufgaben besser zu fokussieren. Doch ist da etwas Wahres dran?
Mit der Natur im Rücken geht`s uns Menschen besser
Der Begriff „Biophilia“ leitet sich von der Liebe zum Leben und der Natur, also der Biophilie, ab. Die Biophilie besagt, dass es ein instinktives Bündnis zwischen den Menschen und anderen lebenden Systemen der Natur gibt. Der Biophilia-Effekt beschreibt den Einfluss der Natur auf das menschliche Befinden.
Wissenschaftler der Harvard Universität haben herausgefunden, dass eine naturfreie Umgebung einen negativen Effekt auf Menschen haben kann. Menschen fühlen sich mutmaßlich wohler, sind stressresistenter und haben ein spürbar stärkeres Immunsystem, wenn sie sich regelmäßig in der Natur aufhalten. Viele Studien haben auch belegt, dass eine natürliche Umgebung die Aufmerksamkeit steigert und zu einer höheren Lebensqualität führt.
Unbewusste Kommunikation mit der Natur
Durch die moderne Forschung ist bekannt, dass Pflanzen untereinander Informationen austauschen. Damit warnen sie sich vor Schädlingen, wodurch das pflanzliche Immunsystem aktiviert wird, oder rufen Nützlinge zu Hilfe, um sich vor den Angreifern zu schützen. Diese Kommunikation geschieht über chemische Moleküle. Die Luft im Wald ist voller solcher Moleküle. Das menschliche Immunsystem kann im Wald vermeintlich wie eine organische Antenne funktionieren, die diese pflanzlichen Signale aufnimmt.
In der Neuro-Immunologie wurde erforscht, dass das menschliche Immunsystem daraufhin ähnlich reagiert, wie die Pflanzen selbst. Die Zahl von natürlichen Killerzellen im Körper soll daraufhin steigen. Diese Killerzellen sind Immunzellen, die Viren, Tumore und potenzielle Krebszellen im Körper abtöten. Es ist bewiesen, dass ein ausgedehnter Waldspaziergang ausreicht, um die Killerzellen um 50 Prozent zu vermehren und aktiver zu machen. Angeblich kann die Waldluft sogar vor Herzkrankheiten und Gefäßverkalkung schützen, indem sie die Nebennierenrinde zur Produktion von Herzschutzhormonen anregt.
Wohlfühloase heimischer Garten
Wer einen Garten als Ruhepol und Rückzugsstätte mit heilender Wirkung haben möchte, benötigt ein wenig Mut zur Wildheit. Nicht die säuberlich gemähten Rasen und parallel gepflanzten Beete, sondern die unterschiedlich hoch wachsenden Bäume und wild treibenden Sträucher bringen Ihnen den heilkräftigen Biophilia-Effekt in Ihren Garten. Je natürlicher und waldähnlicher Ihr Garten bewachsen ist, desto gesundheitsfördernder seine Wirkung. Den wohl größten Einfluss haben dabei Nadelbäume, da sie am meisten Terpene, also chemische Stoffe der Pflanzenkommunikation, aussenden. Alternativ zu großen Nadelbäumen können Sie ebenso Zwergsorten pflanzen. Ein kleiner Waldgarten wirkt besser als keiner.
Die Sonne ist Quelle allen Lebens
Halten Sie sonnige Stellen in Ihrem Garten frei! Einerseits wachsen Kräuter und Gemüse bevorzugt an sonnigen Plätzen im Garten, andererseits hat die Sonne eine positive Wirkung auf den menschlichen Körper und die Psyche. Sonnenlicht regt den Körper zur Ausschüttung des Glückshormons Serotonin an und fördert die Bildung von zuträglichem Vitamin D. Vitamin D ist wichtig für Muskeln und Knochen und stärkt angeblich sogar die Herz-Kreislauf-Gesundheit.
Intensiverer Biophilia-Effekt in wilden Gärten
Lichtdurchflutete Baumbestände sorgen dafür, dass Ihre unbewussten Alarmsysteme auf Entspannung schalten. Dadurch werden die menschlichen Flucht- und Kampf-Impulse heruntergefahren und Stresshormone im Blut abgebaut. Durch den Abbau der inneren Unruhe wird der Nerv der Ruhe, der Parasympathikus, aktiviert. Zufriedenheit und Wohlbefinden setzen ein. Diese Wirkung des Biophilia-Effekts können Sie durch ein wenig Wildwuchs in Ihrem Garten noch verstärken.
Biophilia-Effekt auch ohne eigenen Garten
Indem ein Hauch von natürlicher Umgebung vermittelt wird, kann der heilende Biophilia-Effekt im Körper auch fernab der Natur angeregt werden. Einfache Bilder der Natur, ein Blick aus dem Fenster oder Kontakt mit Haustieren können schon als Auslöser für ein besseres Befinden genügen. In sogenannten „Biophilie-Räumen“ wird bewusst künstliche Naturnähe genutzt um einen bestimmten Effekt zu erzielen. In Krankenhäusern zur schnelleren Genesung, in Schulen zur Förderung der Konzentration, in Kaufhäusern zur Absatzsteigerung oder an Arbeitsplätzen zur Förderung der Produktivität – Der Biophilia-Effekt wirkt völlig im Unterbewusstsein und fördert Ihr Wohlbefinden.
Entfesseln Sie den Biophilia-Effekt
Bereichern Sie Ihr Leben und machen Sie sich den gesundheitsfördernden Biophilia-Effekt zu Nutze! Mit einigen Ratschlägen, Tipps und eigener Kreativität können Sie problemlos die Kraft der Natur und ihre wohl tuende Wirkung für sich nutzen. Wir haben ein paar Tipps für Sie zusammengetragen:
- Die Natur intensiver wahrnehmen und achten.
- Regelmäßige Spaziergänge in der Natur.
- Den eigenen Garten als Rückzugsort zur Entspannung nutzen.
- Ein wilder Garten fördert die Wirkung des Biophilia-Effekts.
- Architektonische Einbindung der Natur durch große Fenster oder Ähnliches.
- Den Arbeitsplatz durch Pflanzen wohnlicher machen.
- Die Inneneinrichtung mit Bildern, Pflanzen und Vergleichbarem naturnaher machen.
(Bildmaterial: © Bark Cabin Natural Area (4) (Nicholas A. Tonelli/Flickr, CC BY 2.0), © Call of the wild (Rick Finster/Flickr, CC BY-SA 2.0), © semi-wild flowers (Tim Green/Flickr, CC BY 2.0))